Menschen können nicht in Gesellschaft leben ohne die Erwartung, dass der soziale Verband in einem minimalen Maße bemüht ist, Gerechtigkeit walten zu lassen. Solche Erwartungen geben große Gruppen von Menschen nur dann preis, wenn sie permanentem Zwang, gesichert durch hohen Einsatz von Gewalt, oder anderen Machtmitteln, ausgesetzt sind, etwa in Arbeitslagern, Konzentrationslagern, Vernichtungslagern oder in Sklaverei. Die folgenden Überlegungen lassen die Gerechtigkeit als individuelle Tugend außer Betracht; ohnehin ist es die schwierigste und merkwürdigste aller individuellen Tugenden, wie Platon in der Politeia gezeigt hat. Mir geht es ausschließlich um die Gerechtigkeit als regulatives Moment in zwischenmenschlichen Verhältnissen. Mein Ausgangspunkt ist Kants Satz aus der Metaphysik der Sitten : "wenn die Gerechtigkeit untergeht, so hat es keinen Wert mehr, dass Menschen auf Erden leben". Mein Fluchtpunkt ist Dostojewski, welcher zeigt, dass Gerechtigkeit nicht herstellbar ist − weder auf der Erde noch im jenseitigen Reich der Erlösung. Nicht einmal Gott kann Gerechtigkeit schaffen. Ohne Gerechtigkeit können wir also nicht leben, und doch müssen wir ohne sie leben. Das ist paradox und furchtbar. Diese Paradoxie führe ich aus in zwölf Thesen.
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