Mit Charles Baudelaire und Victor Hugo stehen sich zwei gänzlich differente Muster von Außenseitertum gegenüber. Bereits in seiner frühen Lyrik in den zwanziger Jahren stilisiert sich Hugo, von der Ambition "Être Chateaubriand ou rien" getrieben, als Prophet und Seher, der aus der Überschau von Zeit und Raum der Menge den Weg weist. Im Exil unter Napoleon III. auf die Insel Guernsey verbannt, ermuntert er Baudelaire, der von ihm einen Widmungsbrief für eine Gautier-Besprechung erbeten hatte: "Und was die Verfolgungen anbetrifft, so sind diese große Auszeichnungen − Mut!" Eine zeitgenössische Photographie zeigt Hugo einsam auf einem hohen Felsen sitzend, nur die Elemente Himmel und Meer umgeben ihn, mit denen der so Posierende − wie "ein heiliger Johannes der Poesie im Patmos von Guernsey", so Gautier über den Exilierten − kommuniziert. Der Tod Victor Hugos im Mai 1885 ist eine nationale Angelegenheit: Der Katafalk des Dichters wird unter dem Triumphbogen aufgebahrt, die Nation defiliert in Ehrerbietung an ihm vorüber. Die Stimme aus Verbannung und Exil hat sich in einer Apotheose zur nationalen Größe erhoben. Gegenüber den Pathosfiguren des Dichters als Prophet, aber auch gegenüber den deklassierten Formen des Bohemienkünstlers zeigt sich Baudelaire in Lyrik und ästhetischen Kritiken reserviert. Sentimentalische Darstellungsformen von sängerischer Erhöhung, wie etwa der einsame Dichter mit der Leier, finden sich in seinen Gedichten und Kritiken nicht.
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