"Verschwinden", darüber belehrt uns der mehrere Seiten umfassende Eintrag im Grimmschen Wörterbuch, wird in verschiedenen Zusammenhängen gebraucht, wobei es sich immer um Vorgänge handelt, die den Übergang bilden vom "Vorher noch da" zum "Jetzt nicht mehr da". Was vorher noch da war und jetzt nicht mehr da ist, das können die allerunterschiedlichsten Phänomene sein: Fußspuren am Strand, das Abendrot am Himmel, die Migräne, die Haarpracht oder ein Groschen in der Tasche Ludwig van Beethovens, ein geliebter Mensch, die Aura einer Weltanschauung, ein Herrschaftsregime, ein ganzes Imperium. Ob dem Verschwinden ein Achselzucken folgt oder der Versuch, das Verschwundene, die verschwundene Person wieder zurückzubringen (das hat Orpheus versucht), ob eine Erinnerung bleibt und ob diese sanftmütig oder wütend ist, das hängt davon ab. Wovon hängt es ab? Erstens vom jeweiligen Zusammenhang und zweitens von der Art und Weise, wie dem Verschwinden hinterhergeblickt wird. Nimmt man beides zusammen, das Verschwinden und das Hinterherblicken, und betrachtet so den Vorgang als soziale und politische Handlungs- und Verhaltensweise, als Interaktion, wird man gewahr, um welch überraschend vielgliedriges und unübersichtliches Thema es sich handelt. Und um eines, das ungewohnte Blickwinkel auf unser Alltagsleben, aber auch auf politische Herrschaftspraktiken oder die Mythen von Selbstverwirklichung und Selbstopferung eröffnet.
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