MERKUR

Heft 02 / Februar 2016

Heft 801

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Zitate aus dem Februarheft, Nr. 801, 2016

„Liebe ist kein Zufall“, heißt der flächendeckend plakatierte Werbeslogan von elitepart-ner.de, und diese Behauptung widerspricht natürlich vehement jenem „romantischen Code“, um mit Luhmann zu reden, der in den letzten 250 Jahren das Zueinanderfinden von Paaren und die Synthese von Liebe und Ehe organisiert hat.

Andreas Bernard, Das totale Archiv


Postel bewies durch seine Aktion, dass es gerade mit jener Weihe, mit der die Psychiatrie ihr besonderes Amt legitimiert, nicht weit her ist, mit der wissenschaftlichen Fachlichkeit nämlich. Postel wird nicht müde zu betonen, dass er als Arzt anderen Zuschnitts, als Herzchirurg oder Orthopäde, selbst als Konditormeister oder Automechaniker nicht die mindeste Chance gehabt hätte, einen entsprechenden Posten zu bekommen und jahrelang unbehelligt auszuüben. Denn alle diese Leute müssen konkret etwas können, um ihrem Beruf zu genügen (...).

Burkhard Müller, Postel. Die Einsamkeit des Hochstaplers


Theoriekunst, so verstanden, ist kein Idealismus. Hier wird nicht einfach aus den Begriffen die Welt abgeleitet, hier wird überhaupt nichts abgeleitet. Hier wird stattdessen auf äußerst systematische Weise an der Welt vorbeigeredet (...).

Matthias Rothe, Sohn-Rethel, das Theoriekunstwerk


Offenbar halten es die meisten (...) Beteiligten auch siebzig Jahre nach Kriegsende noch allen Ernstes für zwingend, Werke wortreich zu dämonisieren, deren appellative Qualitäten längst nur noch Personenkreise ansprechen, die für politische Umerziehungsbemühungen ohnehin verloren sind. Und dieses alberne Ritual wird durchgezogen, obwohl längst die ersten öffentlichen Kunstmuseen dazu übergehen, zumindest temporär ausgewählte Werke einschlägiger Größen des NS-Kunstbetriebs aus ihren Beständen zu zeigen.

Christian Demand, Hitlers Pferde. Memorialkolumne


Genau das ist es vermutlich, was die Vorstellung des Staates – oder auch der Europäischen Union – als Wertegemeinschaft für den politischen Diskurs so attraktiv macht. Das Beschwören gemeinsamer Werte ist sehr viel einfacher als die Analyse und Veränderung des Bodens, auf dem gemeinsame Wertüberzeugungen gedeihen oder eben auch nicht. Außer-dem eignet es sich für polemische Zwecke, die mehr mit Polarisierung und Ausgrenzung als mit der Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu tun haben.

Gertrude Lübbe-Wolff, Die Verfassung als Wertordnung – Was heißt das? Rechtskolumne


Das Große Museum führt einige seiner Protagonisten geschickt (aufs) Glatteis, darunter eine Abteilungsdirektorin, die beim Bilderhängen ihre Anweisungen von einer Untergebenen als lebendem Sprachrohr weitergeben lässt, wie in einem längst vergessen geglaubten Hofzeremoniell. Aber schon beim nächsten Meeting ringt sie um Fassung, als ihre unbezweifelte Amtsautorität unter einer betriebswirtschaftlichen Ansage des kaufmännischen Leiters unversehens zerschellt.

Walter Grasskamp, Das Museum im Film


Das Gedankenbuch ist eine männliche Gattung. Die geschlechtliche Rangordnung des Literaturbetriebs (von der keiner sprechen will), macht das Genre offenbar, ja es dürfte die Absicht sein, die literarische Hierarchie der Geschlechter durch die Publikationen zu stabilisieren. Was in diesen Büchern zusammenkommt, knappe Schilderungen von Alltagsbeobachtungen, Maximen, Reflexionen, gelegentlich auch Erzählbruchstücke, entspricht nicht den Erwartungen einer weiblichen Leserschaft.

Hannelore Schlaffer, Wider den Roman. Gedankenbücher


Der Tag wird von den Redaktionen in neunzigminütige Zeitfenster aufgeteilt. Der Durchschnittsleser, der morgens, mittags, abends seine Lieblingsnachrichtenseite aufruft und für vier Minuten und acht Klicks bleibt, soll ein ständig aktuelles Angebot vorfinden.

Stefan Schulz, Das Ende der Zeitung


„Top Secret“ steht für eine spezifische Praxis des Umgangs mit geheimem Wissen. Der Leser eines solchen Texts befindet sich somit schon nach einem Blick auf das Dokument in der misslichen Lage, einen Geheimnisverrat begangen und sich strafbar gemacht zu haben.“

Florian Sprenger, Top Secret. Nur für unbefugte Leser


Das scheinen alle Beamte auf allen Stufen perfekt verinnerlicht zu haben: lieber nichts sagen, den Kommissaren allein die drastischen Statements überlassen und der Pressestelle aufgeben, alle nötigen Nebelkerzen zu werfen.

Remigius Bunia, Brüssel (II). Brüssel verkehrt


Dieses Foto gibt es nur, weil der Schütze ins Schwarze getroffen hat. Über einen kleinen, genau hinter dem Zentrum der Zielscheibe angebrachten Hebel ist der Fotoapparat samt Blitzgerät ausgelöst worden, so dass dieses Foto im doppelten Sinne des Wortes ein geschossenes ist.

Harry Walter, Selfie 1953

MERKUR Jahrgang 70, Heft 801, Heft 02, Februar 2016
104 Seiten, broschiert
ISSN: 0026-0096

Autoren in dieser Ausgabe

Andreas Bernard, Burkhard Müller, Matthias Rothe, Christian Demand, Hannelore Schlaffer, Walter Grasskamp, Stefan Schulz, Florian Sprenger, Remigius Bunia, Harry Walter,


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